Donnerstag, 25. September 2014

Kälte, Stars und Honiggurke - das Wüstendorf Setrawa?!

Dieses Wochenende hatten wir uns vorgenommen unsere Freunde in Setrawa zu besuchen. Freitag Abend kamen wir im dortigen Empowermentcenter an und sahen gerade noch den Stundenschluss. Danach stellten uns Marie und Annika ihrer Gastfamilie vor. Das Empowermentcenter sollten wir später noch einmal besichtigen. Wir sahen uns ihr Zimmer an und wie sie lebten. Ein nettes kleines Haus und eine nette Familie. Da bekommt man sicher viel mehr vom richtigen indischen Leben mit. Für alle von uns ging es dann zu Govinds Haus, außerhalb des Dorfes, in dem wir nächtigen sollten. Auf dem Dach des Anbaus wurden für uns dünne Matratzen (was eher dicke Decken waren) ausgelegt, mit Kissen und Bettlaken als Bettdecke. Wir freuten uns auf die Nacht, war es doch am Tag so warm gewesen. Die Sterne leuchten wunderschön vom Himmel herab. So lagen wir noch lange wach und starrten in den Himmel hinauf. Um 3 Uhr in der Nacht wurde ich durch die Kälte, die mich förmlich umarmte, wach und sah nun endlich das Sternbild Orion vor mir leuchten, nachdem ich vorher vergeblich gesucht hatte. Einige der anderen lagen auch wach. Ich konnte nicht anders, als ihnen auch meine Entdeckung zu zeigen. Zusammen suchten wir dann nach mehr Decken und schliefen dann, warm eingepackt, doch wieder ein. Ich habe es eben einfach nicht glauben wollen, dass es in der Wüste doch so kalt werden kann.

Unser Schlafplatz und Umgebung

Am nächsten Morgen wollten wir eine Kameltour starten und stärkten uns dafür mit einem Frühstück beim Nachbarn. Es gab Griesbrei, ein Gericht welches ich in Deutschland vehement abgelehnt hätte. Aber mit dieser süßen Soße aus Zuckerrohr war das Frühstück richtig lecker. Als wir vom Essen kamen, standen schon 5 Kamele bereit und ein weiteres war im Anmarsch. Jeder konnte sich sein Kamel aussuchen. Bald ging der Ausritt für uns und die Wanderung für Kamel und Führer los. Immer wieder kamen wir an Häusern, Feldern und arbeitenden Menschen vorbei. Wir sahen wilde Gazellen, die von den Männern als Rehe bezeichnet wurden, sowie Schaf- und Kamelherden. Wir wanderten auch ein Stück auf einer Sanddüne entlang und konnten über einen großes Stück der umliegenden Landschaft schauen, die zur Zeit grünt und blüht. Wir haben nicht die Wüste kennen gelernt, die wir uns vorgestellt hatten. Es war eher weniger Sand zu sehen, dafür aber grüne Bäume, Sträucher, Felder und hübsche kleine Blumen. In den Feldern sieht man dann immer mal wieder einen roten Sari aufblitzen. Ein wunderschöner Anblick. Es war auf jeden Fall ein gemütlicher, sehenswerter und interessanter Ausflug gewesen, auch wenn am Ende der Po doch etwas schmerzte.



Nach einem sehr leckeren Mittag und einer entspannten Stunde lesen im Schatten, machten wir uns auf nach Setrawa. Wir spazierten über den großen und den kleinen Markt und wurden von allen Menschen auf der Straße angestarrt. Sobald wir uns an den kleinen Shops umsahen, wollten plötzlich alle dort einkaufen. Wir fühlten uns so, als wären wir "Bollywoodstars im Urlaub". Später waren wir dann zu einem Chai bei einer Lehrerin eingeladen. Sie öffnete für uns eine Kokosnuss mit bloßen Händen und einem kleinen Stock. Für uns sehr faszinierend anzusehen. Sie war auch so frisch und schmackhaft. Danach liefen wir ins Empowermentcenter, um uns den von Annika und Marie vorbereiteten Workshop anzusehen. In diesem Empowermentcenter kommen zu den Unterrichtsstunden der Freiwilligen eigentlich nur Kinder. Als Erstes wird vor der Stunde immer ein Gebetslied gesungen, das uns sehr beeindruckt hat. Uns wurden dann noch mehr Lieder vorgetragen, da wir noch auf einige Kinder warten mussten, die erst von der Schule kamen. Alle zusammen hatten dann bei dem Workshop über die Welt viel Spaß und wir genossen die Stunden.
Am Abend wurde uns noch gezeigt, wie man eine Ziege melken kann und wir durften einen Blick in die Küche werfen. Die Küche ist ein kleines Häuschen mit Holzdach in der es durch die niedliche Feuerstelle sehr warm wird. Unsere Aufgabe war es dann, ca 15 Knoblauchzehen zu schälen, während wir beim Chapati backen zusahen. Zum Essen gab es oft die besagte "Honiggurke". Sie sah aus wie eine Honigmelone und schmeckte zum Teil auch danach. Ein tolles Gemüse!

Hier wird gekocht!

dies ist ein Bild vom Frühstücken

Nach dem Abendbrot kam ein Gespräch über Familienbeziehungen zustande. Bunti erklärte uns in einem ewig langen Gespräch die familiären Verbindungen einiger Menschen die wir kannten. Es war sehr interessant. Jetzt wissen wir auch, dass die Mutter der eigenen Mutter in Indien nicht die Großmutter ist, sondern die Mutter der Mutter. Denn nur die Familie des Mannes zählt und ist der Stammbaum. Frauen werden deshalb auch mit der Hochzeit in die Familie des Mannes aufgenommen.

Hier bekommt Jeremy einen Turban gebunden

Am letzten Tag waren wir zu einer kleinen Feierlichkeit bei einer anderen Lehrerin eingeladen. Sie hatte 8 Tage gefastet und nun wurde das Ende mit einem kleinen Fest für alle gefeiert. Fasten bedeutete bei ihr, dass sie die ganze Zeit über nur Wasser getrunken hat. Für uns alle unvorstellbar, wie diese dünne Person das durchstehen konnte. Die Zeremonie zu beginn haben wir leider verpasst, da wir 30 Minuten zu spät waren. Aber wir haben sie noch in ihrem schicken bestickten Sari gesehen und konnten noch mit ihr sprechen. Nachdem sie nämlich das erste Essen, einen grünen Brei, zu sich genommen hatte, durfte sie 2 Stunden lang mit niemandem reden. Wir bekamen dann ein reichliches Mittagsmahl, welches uns allen sehr gut mundete. Nachdem wir uns die Bäuche voll geschlagen hatten, sowie uns bei allen bedankt und verabschiedet hatten, ging es wieder auf in Richtung Heimat.

Wir kommen bestimmt mal wieder! Vielleicht ist dann nur Sand zu sehen...

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