Montag, 1. September 2014

Unser ERSTER Roadtrip und viele andere ERSTE Male

Für unseren Samstag hatten wir einen Ausflug nach Ranakpur und Kumbhalgarh geplant. Da in diese Region keine Züge fahren und es mit dem Bus auch ziemlich umständlich ist, wurde uns das Reisen mit dem Auto empfohlen. Banti organisierte uns dafür Auto mitsamt Fahrer und um 8 Uhr sollte die Reise starten. Mit indischer Verspätung kam ich als letzte am Wagen an und sollte bzw durfte vorn sitzen. Einmal ums Auto herum, Tür auf... uups, Lenkrad! - das Gelächter war groß, sogar die Männer konnten sich nicht beherrschen. Da hatte ich doch glatt vergessen, dass beim Linksverkehr in Indien ja auch die Autos anders gebaut sind. Naja, auf jeden Fall ein lustiger Start in den Tag!

Reiseinformationen:
Start: 8.20 Uhr
Stopps: Werkstatt, Chai, Weberei, Ranakpur, Mittagessen, Kumbhalgarh, Chai
Streckendistanz: 166 km + 32 km + 181 km = 379 km (laut Google)
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h
Ende: 22 Uhr

Los ging die Fahrt und pausierte nach 20 Minuten gleich erstmal an einer Werkstatt. "Check" sagte unser Fahrer. Er besprach irgendetwas mit einem Mechaniker, der eine Runde um das Auto ging, dann konnte die Fahrt weiter gehen. Ein komischer Check, aber okay. Bald führte uns unser Weg auf den ERSTEN Highway nach Udaipur. An so ziemlich jedem Stück des Highways wird gebaut, deshalb sind auf einer Spur beide Richtungen vertreten. Überholen kann man also nur, wenn gerade nichts entgegen kommt und das wird knapp bemessen aber doch irgendwie gut abgeschätzt. Es war das ERSTE Mal, dass ich hier in einem Auto kurzzeitig Angst hatte, aber man gewöhnt sich schnell. So konnte ich unserem Fahrer bald vertrauen, da er die "Huptaktik" (die werde ich euch noch erklären, wenn ich über den Verkehr schreibe!) perfektioniert hatte, und gemütlich schlafen, ohne von einem Gurt gestört zu werden. Mitten auf der Straße, sahen wir unseren ERSTEN Unfall - einen umgekippten LKW. Weil ich wieder mal nachfragen musste, machte unser Fahrer einen "Schlenker" auf der Straße, um zu zeigen, wie der LKW umkippen konnte - Dankeschön, ich wollte nicht selbst einen Unfall haben. Während einer kurzen Pause tranken wir unseren ERSTEN Chai aus kleinen Tonkrügen. Dieser indische Tee ist einfach Hammer, ich liebe ihn jetzt schon! Weiter des Wegs, sah ich meinen ERSTEN Tierkadaver in Indien. Insgesamt sah ich auf dieser Reise 3 tote Hunde und ein riesiges Gerippe, dass von einer Kuh oder einem Pferd stammen muss. Ziemlich traurig, aber es passiert nun manchmal bei diesem Verkehr. Gerade wenn die Straße gebaut wird und eh schon so ein Chaos herrscht. Außerdem werden überall Mautstationen gebaut, von denen gerade mal eine in Betrieb war.
Nahe Ranakpur hielten wir an. Unser Fahrer meinte, wenn man hier vorbei fährt, dann muss man in diesen Shop schauen gehen. Okay?! Teppiche hingen draußen vor dem kleinen Laden. Drinnen begrüßte uns ein netter kleiner Mann. Er setzte sich an seinen "Webstuhl" und zeigte uns, wie seine Teppiche von Hand gefertigt werden. Für einen kleinen Teppich braucht er ca. einen Monat. Dieser kostet dann 15€. Wir wollten leider alle nichts kaufen und verließen das Geschäft mit einem herzlichen Dankeschön.


Am Tempel in Ranakpur angekommen, saßen am Eingang die ERSTEN Affen, die ich in Indien zu Gesicht bekam. Richtig niedlich!
Der Jain-Tempel (mein ERSTER) ist einfach wunderschön, aber die Welt darum schon ganz schön vom Tourismus und Geld beherrscht. Vor ein paar Jahren musste man noch keinen Eintritt bezahlen (wir haben einen Reiseführer von 2013). Heute kostet es umgerechnet 2,50€ plus Kamera 1,25€. Natürlich total billig, aber selbst die Mönche im Tempel erwarten eine Spende von dir.


Am Schalter wird man von einem netten Mann begrüßt, der das Geld sogar auf Deutsch vor zählt. Man muss seine komplette Tasche abgeben, dafür natürlich wieder bezahlen, und kurz vor dem Tempel die Schuhe ausziehen. Am Ende der Treppe angelangt wird man von einer grimmig schauenden Frau begrüßt und erstmal abgetastet. Über eine Treppenstufe, die einem Thron nachempfunden ist, gelangt man in das detailreiche Innere des Denkmals. Die Architektur ist besonders. Die fünf Kuppeln, eine spitz, die anderen rund und darum angeordnet, werden von 1440 Säulen getragen (20 mal 72, 72 Jahre wurde der Gründer der Jain-Religion).


Offene Räume gehen flüssig in "geschlossene" Räume über, was zu einer guten Luft und angenehmen Temperaturen beiträgt. Alles besteht aus weißem Marmor und ist bis ins kleinste Detail verarbeitet. Menschen die das Detail lieben, müssen diesen Tempel gesehen haben, denn hier kommen sie auf ihre Kosten. In die Mitte des Tempels durften wir leider nicht, da wir keine Inder sind. Aber ich habe es mir von außen etwas angesehen. Ein berühmter Mann hat einmal gesagt: "Wer diesen Tempel nicht gesehen hat, der lebt ein unerfülltes Leben." Ich lebe jetzt ein erfülltes Leben. Natürlich weiß ich nicht mehr, wer das gesagt hat, da ich der Audiotour irgendwann nicht mehr folgen konnte bei der Fülle an Informationen.


Nach eineinhalb Stunden, vielen Fotos und einigen Fotoshootings mit Indern ging es auf zum Mittagessen - quer durch die Berge mit schönem Kurvengeschlängel um das Gestein. Das mitten in der Wildnis gelegene Restaurant war wunderschön, es gab leckeres Essen, aber auch etwas teuer. (Natürlich für indische Verhältnisse. Mein Essen mit Getränk kostete ca. 7,50€) Danach waren die Kurven schon etwas aufwühlend für unseren Magen.
Auf der Strecke zum Fort Kumbhalgarh fing es das ERSTE Mal am Tag an, richtig zu schütten - Monsunwetter vom feinsten. Eine halbe Stunde später war alles vorbei.
Am Ziel angelangt, durften wir das zwanzigfache von dem bezahlen, was die Inder bezahlen mussten. Indian 5 Rp, Foreigner 100 Rp. Gemein, aber Europäer verdienen nun mal wirklich mehr und das Geld war es auch Wert.


Durch den riesigen Torbogen betraten wir das Areal des Fort und begannen zu staunen. Der Blick ging von Tempelanlagen über ein grünes Tal bis hin zu der "Burg" auf dem Berg. Die mächtige Anlage besitzt hohe, unbezwingbare Mauern, die eine Länge von 36 km haben und 7 Tore. All das können wir nicht sehen, denn selbst auf dem höchsten Punkt scheint die Mauer irgendwann ins nichts zu gehen.


Die Größe des Areals können wir deshalb nicht ausmachen. Aber der Blick über die zu dieser Zeit (Monsunzeit) grüne Natur und die hübschen Gebäude ist überwältigend. Natürlich machen wir viele Fotos, lassen uns fotografieren und werden auch ungefragt einfach mal abgelichtet. Auf dem Weg nach unten verdunkelt sich der Himmel immer mehr, bis er schließlich schwarz ist und wir beschließen doch etwas schneller zu gehen.


Eine Klopause muss dann doch noch sein und so fängt ein starker Regen an. Wir müssen aber zum Auto, da unser Fahrer los fahren will, weil das ganze Wasser von dem Berg runter läuft und man sonst nicht mehr von dem Fort weg kommt. Wir rennen durch den Regen und kommen klitschnass im Torbogen an. Begrüßt werden wir von einer Meute lachender Inder, mit denen wir dann auch noch ein paar Fotos machen, bis uns unser Fahrer zum Auto bringt. Wir sind die ganzen 4 Stunden bis nach Hause noch an diversen Stellen nass, obwohl wir das Auto sogar heizen. Bei einer kurzen Chaipause trocknet sehr viel. Das war eine lustige Aktion, diesen Regen muss man schon mal erlebt haben!
In der Nacht sehen wir noch hübsch beleuchtete Dörfer, schlafende Kühe und LKW-Überholaktionen. Im Guesthouse angekommen gibt es noch einen Chai und etwas kleines zu Essen. Dann verschwinden alle im Bett, einig darüber, dass es ein gelungener Ausflug war.

die supercoole Reisegruppe

1 Kommentar:

  1. Hi Lisa,
    schön daß es Dir gut geht!
    Und tolle Fotos, Kompliment!
    Wir freuen uns schon auf die nächsten Bilder :-)
    LG,
    Christel & Fritz

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